Die Schaltzentrale: Auswahl des Smart-Home-Servers

Zwar hat das Haus noch gar keinen Satelliten-Internet-Anschluss, aber ein paar Gedanken zur künftigen Ausstattung kann ich mir ja schon machen. Ich habe mir vorgenommen, zunächst einen zentralen Rechner mit der offenen Smart-Home-Software FHEM einzurichten. FHEM hat – neben der Eigenschaft, kostenlos zu sein – den Vorteil, dass es nicht nur Fernsteuerung beherrscht und unterschiedliche Smart-Home-Geräte miteinander vernetzt, sondern auch echte Automatisierung erlaubt – also automatische Abläufe oder Steuereingriffe auf der Basis von erhobenen Daten.

Dies wird helfen, wenn der Zugriff via Satellit doch etwas hakelig sein sollte und der eine oder andere Ablauf vor Ort autonom geschehen muss. Oder wenn es sich als nötig erweist, dass Kamerabilder im Falle einer Bewegung „gepusht“ werden müssen. Oder, oder, oder … – Flexibilität kann einfach nicht schaden.

FHEM ist Perl-Software und läuft auf den unterschiedlichsten Computern. „Raspberry Pi„, schießt es Ihnen jetzt vielleicht durch den Kopf. Stimmt, den kleinen und billigen Einplatinencomputer dafür herzunehmen, ist eine gute Idee und wird auch häufig praktiziert. Aber für mich würde das den Einstieg in eine mir wenig vertraute Ecke der Computerwelt bedeuten, und außerdem steht im alten Gemäuer schon ein Linux-Rechner der Bauart Mini-PC mit vielen USB-Schnittstellen herum, der zurzeit vor allem beim Scannen alter Dokumente helfen muss. Wenn er eine SSD-Festplatte bekommt, ist er auch Dauerlauf-fähig, also warum nicht? Schnittstellen für die Kontaktaufnahme mit Funksystemen aus der Smart-Home-Welt gibt es für Standard-PCs genau so wie für den Raspberry Pi.

Hier vielleicht kurz einmal die wichtigsten Eigenschaften eines guten Smart-Home-Servers, der auch in einem ein zeitweise verlassenen Haus seine Dienste verrichten kann:

  • Zuverlässigkeit. Das Gerät sollte im Dauerbetrieb standfest sein. Normale Festplatten in PCs und Notebooks etwa sind meist nicht für echten rund-um-die-Uhr-Betrieb ausgelegt, hier muss man auf spezielle Produkte oder SSDs ausweichen. Auch Geräte mit Lüfter können problematisch sein, wenn diese ausfallen oder verstopfen.
  • Ungefährlichkeit. Ich dachte zum Beispiel eine Weile, der Einsatz eines älteren Notebooks wäre eine gute Idee, weil der eingebaute Akku Stromausfälle überbrückt. Dann allerdings hörte ich von Akkus, die im Dauerladebetrieb heiß werden. Ein Smart-Home-Server, der womöglich selber einen Brand im überwachten Haus auslöst, ist keine gute Idee. Für stromlos Zeiten gibt es preiswerte, kleine unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USVs).
  • Geringer Stromverbrauch. Geräte, die wenig Strom verbrauchen und bei geringer Leistung teilweise herunterfahren, brauchen oft auch keinen Lüfter.

Der vorgefundene Mini-PC entspricht diesen Idealvostellungen zumindest zum Teil. Ich transportiere den Rechner, der seine Dienste nun schon ein ganzes Jahr lang offline verrichtet hat, erst einmal zur Verwandschaft in die Zivilisation, damit er seine lang vermissten Updates machen und ich FHEM sowie die Fernsteuersoftware Teamviewer darauf installieren kann.

Ungefähr fünf Stunden nach dem Start des Projekts möchte ich das gute Stück allerdings am liebsten durchs Fenster auf die Straße werfen – erst stellt sich heraus, dass Teamviewer nur mit extrem viel Mühe und etlichen manuellen Justierungen dazu zu überreden ist, mit dem Computer und seinem Linux zu kooperieren, und dann zeigt sich auch noch, dass der PC generell nicht zuverlässig läuft.

Er hat kein eingebautes WLAN-Modul, sondern eine USB-WLAN-Schnittstelle, die er ausgerechnet nach den Updates nicht mehr richtig aktiviert, jedenfalls kommt er damit nur ganz selten länger als für ein paar Minuten ins Internet. Und er zeigt ein noch übleres Verhalten: Er fährt manchmal einfach herunter, ohne dass ich den Grund dafür ausfindig machen kann.

Für einen Rechner, der langfristig ein Haus überwachen soll, sind das keine guten Voraussetzungen. Auch längeres Wühlen in Foren und offiziellen Hilfe-Seiten der verwendeten Ubuntu-Distribution fördern lediglich zutage, dass die Probleme bekannt sind. Sie scheinen beide mit dem verwendeten USB-WLAN-Modul zusammenzuhängen. Es gibt Lösungsvorschläge, aber bei mir hilft keiner davon. Schade, die von mir ausgewählte Ubuntu-Distribution war extra eine mit Langzeit-Support, das hätte eine erfreulich lange wartungsarme Zeit für den Server bedeutet.

Also neue Hardware, oder wenigstens andere, aufs bloße Wechseln des WLAN-Moduls mag ich nicht vertrauen.

Also doch Raspberry? Nein. Auf Ebay finde ich eine gebrauchte EEE-Box von Asus, einen etwas älteren „Nettop„-Winzlings-Computer mit 160 GByte-Platte und extrem geringem Stromverbrauch für wenig Geld. Die Geräte wurden mit Linux oder Windows ausgestattet und verfügen über eingebaute WLAN-Module, hier ist also kaum Ärger zu erwarten. Eine SSD-Platte lässt sich auch hier einbauen, um praktisch jedes mechanische Verschleißteil loszuwerden. Das Gerät ist bestellt, wir werden sehen.

 

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