Wo DSL-Versorgung nicht stattfindet, Glasfaser-Anbindung illusorisch bleibt, LTE samt 5G nicht erreichbar ist und die normale Telefonleitung über pure Gesprächsabwicklung nicht hinauskommt, kann Internet via Satellit eine Alternative bieten. Heute finden dabei nicht nur die Downloads via Satellit statt, sondern auch die Uploads – den früher oft notwendigen „Hin-Kanal“ über die klassische Telefon-Leitung benötigt man nicht mehr.
Was die Datenübertragung „am Stück“ betrifft, ist diese Variante den bekannten DSL-Angeboten gleichwertig.
Es gibt allerdings ein Problem namens Latenz. Sobald Sie ein Kommando am PC ober auf dem Tablet geben – etwa zur Übertragung einer Video-Datei – wandert der auslösende Tastendruck erst einmal hinauf zum Satelliten, dann wieder herab zur Empfangsstation, dann ins „normale“ Internet und dort zum Ziel, worauf die Antwort den gleichen Weg zurücknimmt: Durchs Internet zur „Uplink“-Station , von dort ins All und wieder per „Downlink“ zu Ihnen. Die Anbieter sprechen fast unisono von 600-1000 Millisekunden Latenz oder Verzögerung, die sich praktisch auf einen Wert von ca. 750 ms einpendelt.
Für das Internet-„Erlebnis“ bedeutet dies: Wenn erst einmal ein Transfer von Datenpaketen startet, kommen die Informationen genauso schnell über den Weltraum-Weg zu Ihnen wie über erdgebundene Kabel. Aber bis der Transfer startet, dauert es etwas länger. Man muss sich das vorstellen wie bei einem langen Gartenschlauch: Dreht man den Kran auf, dauert es erst eine Weile, bis hinten das Wasser ankommt, aber dann läuft es dort eben genau so schnell wie direkt an der Zapfstelle oder bei einem kurzen Schlauch.
Web-Surfing, E-Mail, Chatten, Videos gucken oder PDFs aufrufen geht bei diesem Prinzip fast wie gewohnt, die kleine Startverzögerung fällt nicht sonderlich auf. Spiele spielen, die schnelle Reaktionen erfordern, funktioniert eher nicht.
Weitere Informationen finden Sie auf der Wikipedia-Seite „Internetzugang über Satellit“.
Was nun ich gern wissen müsste, ist, wie sich die satellitentypische Latenz auf Smart-Home-Anwendungen auswirkt: Video-Überwachung, Umgang mit steuerbaren Kameras, PC-Fernsteuerung, Sensorenabfrage, „Home Office“ und andere Formen des Zugriffs via Internet. Hier kommen die Steuerimpulse aus dem „normalen“ Internet und müssen via Satellit jenen Ort erreichen, der fernüberwacht werden soll, wieder mit dem beschriebenen Umweg durchs All.
Zu diesem Modell wird es hier, in der IT-Zeitschrift LANline und möglicherweise auch in weiteren Publikationen eine Reihe von Tests und „Proofs of Concept“ geben – weniger mit der Idee, Produkte zu bewerten, als vielmehr um einen brauchbaren Betriebsmodus für dieses Szenario zu finden und Tipps zu geben. Die LANine ist dabei eher der Platz für Beiträge, die auch Profis interessieren könnten – etwa im Zusammenhang mit der Überwachung von technischen Anlagen im Outback. Dieser Blog wendet sich eher an Privatanwender – beispielsweise an Eigentümer von Feriendomizilen jenseits der DSL-Zivilisation. Mal sehen, was noch an Zielgruppen und Plattformen hinzukommt.
Die Satellitenverbindung für die Testumgebung wird freundlicherweise von Filiago zur Verfügung gestellt.

