Ach, altes Haus…
Mehr als ein Vierteljahrhundert ist es nun her, da habe ich hier noch gewohnt und bin zum Studieren die knappen 35 Kilometer zur nächsten UNI-Stadt hin- und hergependelt. Aus dem Wald, im Nirgendwo, jeden Tag in die große weite Welt und zurück.
Damals war ich hier rein digital noch nicht abgehängt. Meine Studienzeit reichte, was die Entwicklung der privaten Konnektivität anbelangt, in etwa von der Ära des 300-Baud-Akustikkopplers…
Foto: Erkaha
…bis zu der des 56-KBaud-Modems.
Mit der nächstgelegenen „Mailbox“ als Sprungbrett zum UNI-Rechner und mit BTX kam ich per Telefonleitung genau so weit wie die Mit-Studentinnen und -Studenten in der Stadt, nämlich auf die allerersten spärlichen Internet-Angebote und auf die Forschungs- und Bibliotheksrechner der ganzen Welt.
Später, zur DSL-Zeit, sah das ganz anders aus, da waren ich plötzlich „raus“.
Mein Elternhaus ist zwar nur vier (Richtung Osten), acht („Go West“) oder zehn (Richtung Norden) Kilometer von sogenannten „Mittelzentren“ entfernt, liegt aber mitten in einem Erholungsgebiet, dass zwar gern und viel tageweise besucht wird, aber eher wenig permanente Bewohner hat. Und, auch das ist entscheidend: Es liegt in einer Senke.
Naturschutzwald vorne, Landschaftsschutzgebiet hinten, Kühe rechts, Pferde links, sonst nichts außer Rehen, Wildschweinen, Füchsen, Eulen, Fröschen, Molchen und Kröten (Senke=feucht) und genau zwei Nachbarhäusern.
Die Bauern und Wirte in der näheren Umgebung müssen ihre Umsatzsteuererklärungen per Internet einreichen, können das aber faktisch nicht leisten, weil sie keine zuverlässige Internet-Verbindung haben. Auch in absehbarer Zukunft nicht. Für die paar Häuser baggert hier keine Telekom lang, und die LTE-Masten liegen viel zu weit weg oder hinter Wald und Hügel. Auch Richtantennen bringen da nichts, sie zeigen auf: Bäume. Einen Riesenmast müsste ich bauen, um damit zum Ziel zu kommen, und das will ich nicht.
Normale Mobilfunknetze? Haha. Ich kann hier an ganz guten Tagen oben im Bad mobil telefonieren, etwas wahrscheinlicher dann und wann draußen am vorderen Eck der Gartenhütte und zuweilen auch hinten bei den Mülltonnen – gern mal im Regen und dann neugierig beäugt von wahlweise Pferd, Frosch, Zaunkönig oder Kuh. Laufe ich beim Reden zu sehr hin- oder her, bricht prompt die Verbindung ab. Dummerweise laufe ich gern beim Reden herum. Die Folgen sind klar.
Ja, stimmt, das alte Kupferkabel der guten gestrigen Festnetzverbindung liegt auch noch im Boden – kann aber sein, dass es längst abgesoffen ist, seine Leistung war auch zu besten Zeiten schon abhängig von den Litern pro Quadratmeter bei Regen. Auf eine Neuanmeldung auf Verdacht, die im Erfolgsfall bestenfalls wieder eine Telefonleitung alter Schule bietet, habe ich wenig Lust.
Wenn ich wichtige Telefongespräche führen muss oder E-Mails abrufen will, fahre ich deshalb auf den Schützenfestplatz unserer Bauernschaft. Der nämlich liegt für eine leidlich stabile Verbindung zum nächsten Mobilfunkmast knapp hoch genug. Er ist knapp einen Kilometer weit entfernt.
Das ist High-Tech-Deutschland, wie man es liebt!
Neuerdings sind wir immer wieder hier und hübschen die Burg langsam auf. Da ich viel im „Home Office“ arbeite, wäre das wunderbar – aber mangels Netz geht Arbeiten hier nun einmal nicht. Zugleich müsste man das Haus in seinem Baustellen-Zustand eigentlich permanent überwachen, wenn man gerade nicht vor Ort ist – per Kamera und mit Feuchte- und Temperatursensoren zum Beispiel. Man müsste auch steuernd eingreifen können, wenn irgendetwas komplett aus dem Ruder läuft: Die High-Tech-Kläranlage zum Beispiel, die hier vorgeschrieben ist und den Technologie-Stand der Rest-Anlage meilenweit hinter sich lässt.
Was tun?
Die Lösung heißt „Internet via Satellit“.
Meine Eltern hatten das schon einmal, als ich ausgezogen war und nur hin und wieder zu Besuch kam. Der Anbieter war damals die Deutsche Telekom, die das Verfahren heute gar nicht mehr im Portfolio hat. Jetzt sind Spezialfirmen wie Filiago am Zug. Was ich noch weiß: Surfen und Downloads gingen gut damit, Home Office wäre sicherlich auch kein Problem – aber was ist mit der „Smart Home“-Idee, der Fernüberwachung und -steuerung?
Warum das schwieriger sein könnte und warum das alte Haus nun erst einmal „Testcenter“ für „Smart Home via Satellit“ spielen soll, lesen Sie im Abschnitt „Fakten zum Internet via Satellit“.


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